Montag, 28. September 2015

The Pakistani Truck Art Project

Jeder hat sie schon einmal gesehen – die farbenfroh bemalten und verzierten pakistanischen Lastwagen. Die „Truck Art“ ist eine indogene Kunstrichtung, die besonders florale Muster aufgreift, welche bereits seit Jahrhunderten Tradition in Pakistan haben - natürlich zunächst als Verzierung von Innenräumen, später dann vor allem auf Esel-, Pferde-, Ochsen- und Kamelkarren. In den 1920er und 1930er Jahren kamen dann nach und nach Lastwagen und Busse auf, die hin und wieder ebenso verziert wurden. Eine Renaissance erlebte die Kunst dann mit den zahlreichen Bedford-Trucks, die in den späten 1950ern nach Pakistan kamen.

Truck Art ist eine lebendige Kunst, bei der heute fast alles erlaubt ist. Neben den traditionellen Bemalungen kommen auch andere Techniken zum Einsatz, darunter Kalligraphie, ornamentale Verzierungen (z. B. mit Spiegeln oder Schnitzereien), „Steelwork“ (von Hand ziseliertes Blech in allen denkbaren Formen) und Aufkleber. Die „Sticker“ sind dabei ebenfalls größtenteils von Hand gefertigt und ganz individuell.

Diese Kunst des Bemalens und Verzierens wird „Phool Patti“ genannt (Phool = Blüte / Patti = Blatt) und ist heute vor allem in Pakistan, aber auch in Afghanistan verbreitet. In ähnlicher Form findet sich die Tradition, Nutzfahrzeuge zu verzieren auch in Indien und Südostasien.

Heute haben sich in Pakistan rund 20 Künstler, die sich besonders gut auf diese Kunst verstehen und "Truck Art" professionell betreiben, zu einer Gruppe zusammengeschlossen. Sie versuchen, diese Tradition in Pakistan, vor allem aber international bekannt zu machen. Außerdem hoffen sie, auf diese Art und Weise auch einmal ein positives Bild von Pakistan in die Medien zu bringen.

Die Idee zum „Pakistani Truck Art Project“ ist während meiner Arbeit an einem Buch entstanden, in dem es um das Oldtimerhobby in aus unserer Sicht exotischen Ländern geht, wo man dieses Hobby eigentlich nicht erwartet. Eines dieser Länder ist Pakistan und bei der Recherche bin ich natürlich auf die "Truck Art" gestoßen.

Bei allen Reisen zu meinem Buchprojekt habe ich überwältigend freundliche und warmherzige Menschen getroffen, die teilweise geradezu dankbar waren, dass sich jemand ohne Vorurteile für sie und ihre Land interessiert. Was mich besonders beschäftigt hat, war die Erkenntnis, dass die Medien in Deutschland bzw. generell im sogenannten Westen, offensichtlich manipuliert Bericht erstatten. Ich habe meine Reisen trotz aller Warnungen von Freunden und Bekannten angetreten und schnell gelernt, dass sämtliche Ängste und Vorbehalte nicht angebracht waren. Nicht nur das: Aus vielen Menschen, die ich getroffen habe, sind gute Freunde geworden, die ich nicht mehr missen möchte.

Im Lauf der Zeit konkretisierte sich also die Idee zum „Pakistani Truck Art Project“ mit dem ich auf die Tatsache aufmerksam machen möchte, dass hinter allem viel mehr steckt, als uns über die Medien erzählt wird. Pakistan besteht eben nicht nur aus Taliban und Terroristen, sondern hauptsächlich aus lebensfrohen Menschen, die ebenso wie wir gerne in Frieden leben.

Als "Leinwand" muss mein 1966er Mercedes 200 (Heckflosse) herhalten, mit dem ich schon 2002 in Mexiko an der „La Carrera Panamericana“, dem letzten echten Straßenrennen für Oldtimer, teilnehmen durfte. Die alten und beschädigten Rallyeaufkleber wurden entfernt – mein Dank geht hier an Christian Harms und seine Firma TopClean, der diese Mammutaufgabe kurzerhand eingeschoben hat – und das nun wieder überwiegend schwarze Auto wurde nach Fürstenfeldbruck zu den Oldtimertagen Fürstenfeld gebracht. 

Dort wird meine Heckflosse während der Veranstaltung an zwei Tagen live bemalt. Am Tag nach der Veranstaltung vollenden die drei Künstler ihr Werk in meiner „Iron Age Garage“.

Zwischenruf: Um Kritikern, die meinen, es wäre doch schade um das Auto, den Wind aus den Segeln zu nehmen, möchte ich gleich sagen, dass der Lack sehr schlecht und ohnehin nicht mehr zu retten war. Daher verzögert das "Pakistani Truck Art Project" die Neulackierung lediglich um einige Jahre (nämlich genau so lange, wie die Bemalung hält). Für diese Aktion kam also kein erhaltenswertes Fahrzeug zu "Schaden"! 

Das Konzept
Mein Buchprojekt hat mich im Lauf der letzten 3 Jahre in verschiedene Länder geführt, um die dortige Oldtimerszene kennenzulernen. Neben Deutschland und USA waren das Iran, Kuwait, Indien, Ägypten und Pakistan. So sollten also diese sieben Länder in irgendeiner Form bei der Bemalung berücksichtigt werden. Wir einigen uns im Gespräch darauf, dass jedes dieser Länder durch ein Wahrzeichen repräsentiert werden soll:

Deutschland:             Brandenburger Tor, Berlin
USA:                         Golden Gate Bridge, San Francisco
Iran:                           Milad Tower, Teheran
Indien:                       India Gate, Delhi
Pakistan:                    Faisal Moschee, Islamabad
Kuwait                       Kuwait Tower, Kuwait City
Ägypten:                    Pyramiden, Gizeh

Die einzige Vorgabe war noch, die beiden „La Carrera Panamericana“-Schriftzüge auf dem Dach und die Mexiko-Landkarte mit Streckenverlauf des Rennens ) und unseren „humoristischen Schlachtrufen“ („Hasta la vista, Baby!“ und „Hossa“) auf dem Kofferraumdeckel zu erhalten. Diese wurden 2002 am Tag vor dem Start in Tuxtla ebenfalls von Hand aufgemalt und sollen auch künftig an dieses Ereignis erinnern. Da diese Malereien jedoch schon beschädigt und teilweise etwas abgeblättert waren, wurden die Schriftzüge nachgezogen und so auf „pakistanische Art“ ins Gesamtkunstwerk integriert. Ansonsten hatten die drei Künstler - Ali Salman Anchan (founder & creative director) und seine Mitstreiter Ahmad Mumtaz und M Iqbal Khan, vollkommen freie Hand.

























Und so wurde nach und nach innerhalb von drei Tagen aus meiner Heckflosse ein 100% authentisches Kunstwerk auf Rädern, ein „Art Car“, der zeigen soll, dass die Welt bunt ist.

Wer Lust hat, das Kunstwerk im Original zu besichtigen, ist jederzeit nach Terminabsprache bei mir willkommen. Der Wagen steht künftig auch für Ausstellungen, Aktionen, Filmaufnahmen, Werbung usw zur Verfügung und kann für solche Zwecke angemietet werden. Ein Teil dieser Einnahmen geht übrigens an Classic Motourist Charity und wird ohne Verlust einem guten Zweck zugeführt.

Das Fotoalbum „Pakistani Truck Art Project“ auf meiner Facebook-Seite ist übrigens öffentlich (d. h. dass man es auch sehen kann, ohne bei Facebook angemeldet zu sein) und hier erreichbar. Dort ist auf 47 Fotos die gesamte Entstehung des Kunstwerkes zu sehen.












Freitag, 10. Juli 2015

Automotive Art

Auto-Motive in der Kunst


Automotive Art ist ein in Deutschland leider immer noch ziemlich unterbelichtetes Thema. Das verwundert eigentlich, denn auch andere Automobilia wurde schon längst als begleitendes Sammelgebiet rund um den Oldtimer entdeckt. In den USA gehört Automotive Art dagegen beinahe seit jeher zum Hobby. Beim Concours d'Elegance von Pebble Beach und auch in Amelia Island stellen z. B. die Mitglieder der 1982 gegründeten, elitären AFAS (Automotive Fine Arts Society) alljährlich ihre neuesten Werke aus. In der AFAS haben sich heute 30 handverlesene Künstler zusammengeschlossen, deren Werke schon mal Dollarbeträge im 4- und 5-stelligen Bereich kosten und auch tatsächlich gekauft werden. Eine Mitgliedschaft in der AFAS ist nur "by invitation" zu bekommen.

Unter den aktuellen Mitgliedern ist seit kurzem (2013) als einziger deutschsprachiger Künstler der Österreicher Klaus Wagger vertreten, der u.A. das Plakat zur Daytona 500 in 2007 oder das Mille Miglia-Plakat 2000 gestaltet hat. Meine persönliche Vorliebe gilt dagegen den Werken von Jack Juratovic, einem der Gründer der AFAS, sowie Tony Sikorski und Tom Fritz. Zu Jack Juratovic hat sich über die Jahre sogar eine richtige Freundschaft gebildet und gleich drei seiner Bilder schmücken mein Büro - leider keine Originale, die alle jeweils über 10.000 Dollar gekostet hätten, sondern Kunstdrucke.

Klaus Wagger, "Rossfeld"


Jack Juratovic, "Road and Track November 1935"

Tom Fritz, "No Loud Thunder"

Toni Sikorski, "car sculpture"

Denn die meisten Maler unter den AFAS-Mitgliedern geben normalerweise auch limitierte Kunstdrucke heraus, die mit Preisen ab 100 Dollar  deutlich erschwinglicher sind als die Originale, jedoch keineswegs weniger reizvoll. So haben auch drei Bilder von Tom Fritz den Weg nach Deutschland gefunden und erzählen von epischen Szenen der Hot Rod Races vergangener Tage.

Tony Sikorski's Kunst ist dagegen dreidimensional, deshalb aber nicht weniger teuer. Mit etwas Glück jedoch findet sich auch mal ein noch halbwegs bezahlbares Stück, denn wie alle Künstler müssen auch AFAS-Mitglieder ihr Brot hart verdienen. Um die Kosten für die Ausstellungen zu finanzieren, gibt es daher immer wieder etwas preiswertere Stücke, die sich - wie sollte es anderes sein - natürlich besser und schneller verkaufen, als die teuren Meisterwerke. Trotzdem - herausgelöst aus dem Gesamtangebot in Pebble Beach, macht der blaue Streamliner auf meinem Schreibtisch eine extrem gute Figur.


Was ich damit sagen will: Auch mit einem bescheidenerem Budget lässt sich Automotive Art erwerben. Besonders - aber nicht nur - wenn man dann auch die dazugehörigen Künstler und ihre anderen Werke persönlich kennt, macht ein schön gerahmter Kunstdruck oder eine einfache Skulptur so einiges her.

In Deutschland dagegen hört man bei Kunstdrucken gerne die Frage, warum man für ein "Poster" mehr als 10 Euro ausgeben sollte. Es herrscht also leider weitestgehende Ignoranz dieser Kunstrichtung gegenüber und der Unterschied zwischen Poster und Kunstdruck wird ebenso wenig gewürdigt wie der Unterschied zwischen billiger Grafik und "richtiger" Kunst. Besonders drastisch ist die natürlich bei Fotografien, die hierzulande kaum als Kunst akzeptiert sind - zumindest nicht im Automotive-Bereich.

Fast alle Plakate des Pebble Beach Concours d'Elegance stammen von AFAS-Mitglieder, aber auch andere Veranstaltungen in den USA bedienen sich der Dienste der Künstler. Die Plakatkultur in Europa und besonders in Deutschland lag dagegen mehr oder weniger danieder. Davon enttäuscht habe ich,  angeregt von der herrlichen Pebble Beach-Motiven, im Jahr 1995 begonnen, die Plakate der CLASSIC MOBIL ebenfalls von Künstlern gestalten zu lassen. Georg Baumhakl hat z. B. gleich mehrere Motive gestaltet. Zwei davon gefielen mir auf Anhieb überhaupt nicht besonders, aber gerade diese beiden, der Mini und der VW Bus, sind heute meine Lieblingsmotive in der Galerie der CLASSIC MOBIL-Plakate.

Plakat Classic Mobil 2001, poster art: Georg Baumhakl

Plakat Classic Mobil 2002, poster art: Georg Baumhakl

Georg Baumhakl (Sepia)

Bald schon zogen andere Veranstalter nach und heute (eigentlich schon seit vielen Jahren wieder) ist es eigentlich eine Freude, zu sehen dass sehr viele Plakaten wieder Kunstwerke zugrunde liegen und nicht nur bedauernswerte "graphische" Lösungen.

Das gesamte Spektrum der Kunstrichtung "automotive art" ist schier unerschöpflich. Und interessanterweise ist das Auto natürlich Motiv, Medium, sogar Gegenstand von Kunst auf der ganzen Welt. Es findet sich in zahlreichen Ländern, da es wie kaum ein anderes Produkt das Leben in der Moderne verändert hat. Künstler wie Wolfgang Platz oder H. A. Schult nehmen sich in häufig Aufsehen erregenden Aktionen seiner an, BMW sammelt die sogenannten "art cars2, die von bekannten Künstlern gestaltet wurden.  Unsereins (also der normale Auto- oder Oldtimer-Fan) wird sich jedoch sicher mehr auf das Sammeln von Bildern und halbwegs handlichen Skulpturen beschränken

traditionelle indische Miniaturmalerei aus Jodhpur, Rajasthan

BMW Art Car, gestaltet von Jeff Koons (Foto: BMW)

Soll auf artgerechte Tierhaltung aufmerksam machen: Kunstwerk/Installation auf dem Tollwood-Festival München, 2015, von Miina Äkkijyrrkä (Foto: Tollwood)

Robert W LaDuke
amerikanische Nummernschilder


Dabei bleibt festzuhalten, dass die "automotive art" ein weites Sammelgebiet ist, das größtenteils noch nicht die Beachtung fand, die es eigentlich verdient hat. Und wie überall gilt es, Kitsch von Kunst zu unterscheiden.








Sonntag, 14. Juni 2015

Klassikwelt Bodensee 2015

Zum 8. Mal öffnete die Klassikwelt Bodensee heuer in Friedrichshafen ihre Tore. Neben den "üblichen" Flug- und Fahrzeugen....

Chevrolet Tanker





Simplex LaFrance



American Iron

Megola

Megola









war der "Motorrad Grand Prix der Klassikwelt Bodensee" das unbestrittene Highlight.

Bei diesem Grand Prix auf dem sog. großen Messekurs (1,6 km) starten einige der größten Motorradrennfahrer aller Zeiten. Insgesamt starten bei diesem Grand Prix über 20 Fahrer. Wer sich im Motorradrennsport nur einigermaßen auskennt, dem läuft das Wasser im Munde zusammen, wenn er von diesem erlesenen Fahrerfeld hört: 
  • Giacomo Agostini, 15facher Weltmeister aus Italien, davon dreizehnmal auf legendären MV Agusta-Motorrädern. 
  • Dieter Braun, der zweimalige Weltmeister aus Deutschland. 
  • Gianfranco Bonera aus Italien, 1974 Vizeweltmeister bis 500 ccm. 
  • Ralf Waldmann, Vizeweltmeister und mehrfacher Grand Prix-Sieger. 
  • Bruno Kneubühler aus der Schweiz, mehrfacher Grand Prix-Sieger. 
  • Rudolf Thalhammer aus Österreich, mehrfacher Staatsmeister. 
  • Heinz Rosner, MZ Werksfahrer, äußerst erfolgreich im Grand Prix-Zirkus unterwegs. 
  • Peter Rubatto aus Meckenbeuren, Mister Superbike. 
  • Helmut Dähne, Sieger in 124 Rennen und ewiger Rekordhalter auf dem Nürburgring Nordschleife. 
  • Egid Schwemmer , Deutscher Meister 500 ccm 
  • Horst Burkhardt, Gespann-Vizeweltmeister. 
  • Gert Bender, mehrfacher deutscher Meister und Dritter in der WM. 
  • Luigi Taveri aus Morgen, Schweiz, dreifacher Weltmeister auf 125 ccm Honda
Neben den Rennfahrern sind aber auch die mitgebrachten Motorräder den Trip an den Bodensee wert gewesen, denn die Fahrer sitzen weitgehend auf ihren damaligen Rennmaschinen. Besonders stark ist die Marke MV Agusta mit ihren Drei- undVierzylinder-Rennmaschinen vertreten, aber auch Yamaha, Honda, Suzuki, MZ, Norton und DKW. Auch Piero Laverda fuhr mit der sensationellen Laverda 1000 V6, sowie Fritz Egli jun. mit der legendären Egli Vincent.

ganz links: Luigi Taveri

Laverda 1000 V6
BMW von Helmut Dähne


Egli Vi

Ago




Helmut Dähne auf seiner BMW


Giacomo Agostini auf MV